Accademia Vergani

Grand Café Lochergut

Der Duft des östlichen Mittelmeers

 

Wie schön, dass es ein Restaurant wie das «Grand Café Lochergut» gibt! Unkompliziert, aber professionell; locker, aber gediegen. Im Lochergut standen die ersten Hochhäuser von Zürich. Die Kreuzung führt ins Herz des lebensfrohen «Chreis Cheib», hier hält das Tram. Und auf den 100 Plätzen der breiten Trottoir-Terrasse des Grand Café sitzen schon morgens viele Gäste. Im Winter hüllen sie sich in Daunenjacken; im Sommer stehen neben ihnen die Taschen mit dem Badezeug. Im geräumigen Inneren trinken die Besucher ihren Morgenkaffee und essen ein behäbiges Stück saftigen Schokoladekuchen. Mittags und abends wird es vielfältiger. Denn dann entfaltet sich der Duft des östlichen Mittelmeers. Im Grand Café gibt es alles, was die Kochbücher-Queen des Europa-nahen Orients, die in Ägypten geborene Claudia Roden schon früh beschrieb («A Book Of Middle Eastern Food»). Alles, und noch viel mehr. Eigentlich sollte das Grand Café ein eigenes Kochbuch herausgeben! Der mediterran-orientalischen Küche haben sich die drei jungen Patrons verschrieben. Aber es gibt die gesamte Bandbreite kulinarischer Köstlichkeiten, vom Kabab bis zum Shakshuka, vom Ceviche bis zu Falafel und Hummus. Östlich von New York gibt es kaum einen besseren Cheese Cake, hier mit einer Caramelschicht und gerösteten Macadamia-Nüssen obendrauf. Das Lokal ist täglich geöffnet, und am Wochenende gibt es Frühstück bis vier Uhr nachmittags. Das ist eine Rarität, die sehr geschätzt wird, auch weil es nicht nur Kaffee und Gipfeli gibt, sondern nach Lust und Laune Eggs Benedict oder French Toast. Vielleicht ein wenig Labné (eine Art Frischkäse) mit frittiertem, in Schalotten-Essig gewälztem Blumenkohl? Ein Gedicht zu jeder Tageszeit.

 

  

Yves Niedermayr, Adil Pajaziti und James Dyer-Smith sind geborene Gastronomen, ohne diese Kunst je erlernt zu haben. Die Erfahrung hat sie ihr Metier längst gelehrt. Yves Niedermayr half schon als Bub seiner Mutter im Catering-Betrieb. «Kreativität und Innovation im Gastgewerbe kann man ohnehin nicht lernen», sagt er. «Und die haben wir.» Die drei «Hummusketiere» übernahmen das Grand Café vor zwei Jahren, bauten um und liessen einen frischen Wind wehen. Bindeglied zum früheren Lokal war und ist die Servicedame Sara, eine von elf, die alle Gäste kennt.

 

 

Das Publikum ist angenehm gemischt. Hier verkehren Alt und Jung, Stammgäste und Passanten. Wer einmal hier war, kehrt gerne wieder einmal ein. Nicht nur des exklusiven Essens wegen, das in kleinen, mittleren und grossen Portionen zu haben ist, sondern auch wegen der Getränke. Weine und Schaumweine liefert das nahe Haus Vergani. Die Weinkarte ist kompakt, wie Yves Niedermayr sie beschreibt, und praktisch alle Gewächse werden auch offen angeboten. Besonders gern trinken die Gäste im Grand Café Prosecco, aber auch der benachbarte Schaumwein Franciacorta ist beliebt. Prosecco «Berta» (zu Ehren der Bertastrasse gegenüber) ist mit Lavendel aromatisiert, die Version «Mara» mit frischen Passionsfrüchten. Aus diesen besteht auch ein wunderbares Schorle, gemixt mit Grapefruitsaft und Mineralwasser, oder eine Limonade aus Verveine und Pfefferminze. Natürlich hausgemacht, wie alles hier, sogar die scharfe Harissa kommt aus der eigenen Küche. «Wir geben alle Rezepte bekannt, wenn wir gefragt werden», lacht Yves Niedermayr. «Es gab bei uns sogar schon einen Hummus-Workshop.» Das Ziel der drei Gastronomen, ihrer Vize-Geschäftsführerin Samantha und dem Restaurationsleiter Uwe scheint erreicht: Das Grand Café bietet ein zweites Zuhause. Kommen auch Prominente hierher? «Wenn sie kommen, werden sie in Ruhe gelassen», betont Niedermayr. «Für uns sind alle Gäste prominent.»

Bild: Flavia Vergani | Text: Gisela Blau | Quelle: Vergani Magazin 10

 

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